In den Polarkreis und auf auf die Lofoten
In der Nacht wurde ich bereits vier mal von einem Frachtzug geweckt, dessen Weg über die Schienen gegenüber, am anderen Ufer des Flusses, an dem wir gestern unser Zelt aufgeschlagen haben, führen. Am morgen kommt er ein fünftes Mal vorbei und weil es schon hell ist bin ich dann auch endgültig wach. Valentin wurde dieses mal auch von dem Zug geweckt. Also aufstehen, Zelt ausräumen, abbauen und frühstücken und dann kann es auch schon losgehen. Unser Campingplatz ist nur eine knappe Stunde vom Polarkreis entfernt und so dauert es nicht lange, bis wir um 11:30 Uhr das Arctic Circle Center erreichen. Es steht da ganz einsam und alleine auf einem Berg, die Gegend ist für norwegische Verhältnisse eigentlich eher unspektakulär. Trotzdem ist die Freude bei uns beiden groß, das Erreichen des Polarkreises ist schließlich wieder ein kleiner Meilenstein, der uns unserem Ziel, dem Nordkapp, etwas näher bringt.
Als wir aus dem Auto aussteigen schlägt uns kalter Regen entgegen, deshalb betreten wir ohne große Umwege das Arctic Circle Center. Es ist nicht viel los, außer uns sind nur zwei Mitarbeiter dort, wir können uns also ganz gemütlich umschauen. Ein gigantischer, ausgestopfter Eisbär, der alles in diesem Laden überragt, auf seinen Hinterpfoten stehend bestimmt vier Meter hoch, fällt einem direkt ins Auge. Ihn umgeben Kleiderständer mit Daunenjacken und Regale mit Postkarten, fast wie in einem normalen Souvenir Geschäft… Weiter hinten im Laden stoßen wir noch auf einen Elch, der zumindest bis Schweden das einzige, leider unlebendige, Exemplar mit Geweih sein würde, das wir zu Gesicht bekommen sollten.
Valentin entscheidet sich, nachdem wir uns noch eine Weile umgesehen haben, für ein schönes Paar Wollsocken. Wieder draußen knippsen wir noch ein paar Fotos und begeben uns dann aber schnell wieder ins Auto, das Wetter ist leider immer noch wenig einladend.
Unser nächstes Ziel ist jetzt Bodø. Wir erledigen noch ein paar Einkäufe, bevor wir am Hafen von Bodø ankommen, von wo aus uns eine Fähre auf die Lofoten bringen soll. Die legt allerdings erst in zweieinhalb Stunden ab, für uns also genug Zeit, um uns noch etwas zu stärken. Wir genießen ein paar leckere Brote mit Pesto währens es draußen in Strömen regnet.
Irgendwann ist es soweit und wir dürfen auf die Autofähre fahren. Hier gibt es jetzt einen kleinen Einschnitt, da Valentin und ich diese Überfahrt nicht unterschiedlicher hätten erleben können. Deshalb gibt es dazu mal zwei separate Berichte.
Etwa um 20:30 Uhr erreichen wir den Hafen von Moskenes, zum Glück gab es auf der Fähre WLAN, sodass wir schon vor Ankunft einen Campingplatz heraussuchen konnten. Auf der Fahrt dorthin bestaunen wir alles, was man in der Dunkelheit noch erkennen kann. Auf die Lofoten haben wir uns beide schon lange gefreut und sollten zu den Highlights dieser Reise gehören. Wir sind überglücklich endlich hier zu sein.
Am Campingplatz angekommen baut Valentin bei ziemlich starkem Wind heute alleine das Zelt auf, während ich mich im Auto noch von der Überfahrt erholen darf.
Um drei Uhr nachts werden wir von sehr starken Windböen geweckt und unser Zelt bewegt sich komisch. Der Sturm hat einen Hering herausgerissen. Ich, noch im Halbschlaf, höre ein lautes Hämmern von draußen. Valentin befestigt das Zelt neu, mit den Zeltnägeln, die wir Gott sei dank mitgenommen haben, denn als wir morgens aufwachen steht das Zelt noch, wie schön! Wir entscheiden uns aber, das Zelt für die nächste Nacht vorsichtshalber an einen anderen, etwas windgeschützteren Platz zu stellen.
Eigentlich haben wir gestern geplant, heute, am Samstag, auf den Reinebringen zu steigen. Nimmt man die 1700 Stufen den Berg hinauf, soll man einen wunderschönen Ausblick auf die Stadt Reine und alles was so drumherum liegt haben. Leider bemerke ich, am Parkplatz angekommen, dass mich die Überfahrt von gestern doch mehr mitgenommen hat, als zuerst gedacht. Darum entscheiden wir uns, schweren Herzens, diese Wanderung noch ein paar Tage aufzuschieben.
Stattdessen gibt es für mich dann erstmal einen leckeren Lachsburger, der tut gut. Danach gehen wir noch in den Supermarkt, um noch ein paar Snacks für eine zweitägige Wanderung, die wir für die nächsten Tage geplant haben zu kaufen. Dabei stoßen wir auf ein Supersonderangebot dem wir nicht widerstehen können und so kommen wir etwa 45 Minuten später mit zwei Tiefkühlpizzen am Campingplatz an und hoffen inständig, dass die dortige Küche einen Ofen hat. Das hat sie und weitere 45 Minuten später gibt es dann lecker Pizza im Zelt zum Abendessen.
Diese Nacht ist noch stürmischer als die letzte. Im Zelt ist es so laut, dass man kaum schlafen kann, daran hat leider auch das Umstellen des Zelts nichts geändert. Unsere Mehrtageswanderung verschieben wir deshalb nochmal um einen Tag und machen uns erstmal auf den Weg zu einem anderen Campingplatz, an dem es nicht ganz so stürmisch sein sollte. Der ist etwas mehr als eine Stunde entfernt, diese Fahrt soll sich allerdings gelohnt haben.
Der Platz ist wirklich wunderschön, auch am Meer gelegen. Er hat eine Küche und super Sanitäreinrichtungen mit kostenlosen Duschen und außer uns sind nur zwei weitere Camper dort. Wir bauen nur noch unser Zelt auf und kochen, danach können wir noch etwas entspannen und abends einen wunderschönen Sonnenuntergang genießen.
Beitrag vom 11.09.2020-13.09.2020