Das Essen geht ein und aus
Als wir in Bodø angekommen sind war das Wetter schon eher schlecht. Es regnete in Strömen und war auch etwas windig. Wir hatten auch schon gelesen, dass es auf dem Meer stürmen soll, aber die Fähre sollte fahren, so schlimm konnte es also gar nicht sein dachten wir uns. Vier Stunden sollte die Überfahrt dauern, ich hatte schon ein etwas ungutes Gefühl, ich weiß ja, dass mir ziemlich schnell schwindelig werden kann. Allerdings konnte ich mich auch immer auf meine treuen Reisekrankheitstabletten verlassen und habe mir deshalb auch nicht zu viele Sorgen gemacht.
Ich war guter Dinge, als die Fähre ablegte und ich gemerkt habe, dass der Wind so schlimm eigentlich nicht ist. Schlau wie wir sind haben wir uns nach fast ganz vorne außen gesetzt. Da merkt man wenigstens was vom Seegang und dann weiß man direkt was abgeht. dann konnte ja gar nichts passieren, super! Etwas misstrauisch nahm ich aber vorsichtshalber trotzdem eine meiner Reisekrankheitstabletten, man konnte nicht vorsichtig genug sein und schließlich habe ich mich auch schon auf eine gemütliche Runde Professor Layton gefreut.
Der verführerische Duft von gebratenem und frittiertem Essen lag in der Luft. Überall piepte es, wie im Asiaimbiss, andauernd liefen Burger oder Hot Dogs an einem vorbei. Wir beschlossen, mindestens eine Stunde stark zu bleiben und hier nichts zu kaufen, denn wahrscheinlich war hier alles mindestens doppelt so teuer wie an Land.
Nach ungefähr einer halben Stunde Fahrt wurde es etwas windiger und die Wellen stärker und mir ist etwas schwindelig. Langsam war ich mir auch gar nicht mehr so sicher, ob eine Portion Pommes wirklich sein musste. Hm na gut, das wars jetzt wohl erstmal mit Layton, jetzt hieß es erstmal es aus dem Fenster gucken um schlimmeres zu vermeiden. Das klappte eigentlich ganz gut.
Valentin verabschiedete sich kurz, um einen kleinen Spaziergang zu machen und vielleicht ein paar spektakuläre Bilder von den Wellen zu knipsen. Ungefähr eine Viertelstunde später war er wieder zurück. „Naaa, Lust auf Pommes?“, fragte er mich erwartungsvoll, doch da war er leider eine Viertelstunde zu spät dran, zu diesem Zeitpunkt hatte ich nämlich leider gar keine Lust mehr auf Pommes. Langsam war der Wellengang auch echt nicht mehr so super und ich versuchte verzweifelt mit den Welle zu atmen, um dem Schwindel und der Übelkeit, die sich jetzt auch langsam gemeldet hat, so gut es geht entgegenzuwirken. „Hmm schade, ich hab nämlich gerade welche bestellt, naja hier, ich hab dir schonmal vorsichtshalber eine Tüte mitgebracht.“ ich bedankte mich. Es ging nichts über einen beschichteten Speibeutel. Er glitzerte sogar ein bisschen von innen.
Einige Minuten später bekam Valentin das Zeichen, dass sein Essen bereit war, von ihm verspeist zu werden. Ich bat ihn, dieses vielleicht vorsichtshalber woanders zu tun, ich konnte leider für nichts mehr garantieren. In den letzten Minuten war alles nur noch schlimmer geworden und langsam fragte ich mich, wie ich die nächsten drei Stunden überleben sollte. Man konnte ja auch nicht einfach mal kurz aussteigen oder mal eben Rast machen. Außerdem fragte ich mich, wie es dem Mann vor mir möglich war, einen Keks nach dem anderen zu vernichten während er seelenruhig durch seine Snapchat Nachrichten scrollte, wenn draußen gerade die Welt unterging. Zu allem Überfluss wurde ich von der ganzen Schaukelei auch noch ziemlich müde und hätte gerne für einen Moment die Augen zugemacht. Da mich das allerdings ganz offensichtlich von meiner momentan einzigen Beschäftigung, den Horizont anzuglotzen, abgehalten hätte kam das aber gar nicht in Frage.
Irgendwann kam dann auch Valentin, der eigentlich immer noch nicht so ganz satt war von der Portion Pommes, wieder und da hat er sich auch genau den richtigen Moment ausgesucht um bei dem Spektakel dabeizusein, das folgte. Zu sehr möchte ich darauf auch gar nicht eingehen, aber mein Mittagessen und vielleicht auch mein Frühstück waren danach nichtmehr da wo sie hätten sein sollen, so viel kann ich sagen.
Wofür ich am Anfang der Überfahrt die Tablette genommen habe weiß ich auch nicht, als sie draußen war ging es mir schlagartig besser, zu sagen ich fühlte mich wie neugeboren wäre gelogen aber wenigstens war mir nur noch ein bisschen schwindelig. Nachdem mich Valentin mit all seiner Kraft davon überzeugt hat, die Plätze zu wechseln und etwas weiter nach hinten zu gehen taten wir das schließlich auch und es war wirklich viel besser. Dort ließ es sich die letzten zwei Stunden noch einigermaßen aushalten. Valentin bestellte sich noch einen Burger mit Pommes, weil er „so einen derben Hunger“ hatte, was für mich völlig unbegreiflich war, aber ich habe ein kleines Salatblatt abbekommen, das war sehr nett von ihm.
Um 20:30 Uhr hatten wir wieder festen Boden unter den Füßen. Das war super! Was für eine spektakuläre Überfahrt, einen von fünf Sternen, gerne nie wieder.
Beitrag vom 11.09.2020