Torghatten
Der extreme Wind in der Nacht hat Benita ordentlich zugesetzt. Sehr unausgeschlafen versucht sie ihre schlechte Laune nicht mir gegenüber auszulassen. Auch die miserablen Duschen verbessern da nicht die Stimmung. Irgendwie kommen wir los. Heute mal mit trockenem Zelt denn heute steht der Torghatten auf dem Plan. Ein riesiger Fels mit einem Loch, durch das man sogar durchgehen kann.
Der Wind und der peitschende Regen lassen uns nochmal überlegen, ob wir wirklich dort hinauf wandern wollen, doch ich bin fest überzeugt. Sonst hätte es sich ja wirklich gar nicht gelohnt so viel Geld für einen Campingplatz auszugeben.
Die Wanderung dorthin ist etwas merkwürdig, denn der Weg geht teilweise durch einen Bach und steile Steine hoch. Schön ist er trotzdem und als wir das Loch erreichen ist klar, dass es sich gelohnt hat hier hoch zu laufen. Wir haben mit einem Tür-großen Loch gerechnet, denn auf den Fotos im Internet sieht es immer so aus. Was uns allerdings begegnet, ist so riesig, dass dort selbst zwei Bagger nebeneinander durchfahren könnten. Also könnten sie nicht wirklich, weil es zu steinig ist, aber so breit ist es.
Auch der Hall ist irgendwie cool und wir gehen die etwas unsichere Treppe, die an Wänden und Boden „befestigt“ ist hinab. Während ich so mit Benita rede drehe ich mich um und ich bekomme einen Schlag im Herzen.
Als ich hinauf schaue, dorthin wo wir herkamen, steht dort eine absolut gruselige Person mit lockigem Haar. Man kann nur die Silhouette erkennen, doch die Person starrt uns direkt an. Hätte man hier die Kamera draufgehalten, hätte man sofort einen Horrorfilm gehabt. Als die Person etwas nach hinten läuft wird uns klar, dass es einfach nur eine weitere Besucherin ist, die sogar mit dem Rücken zu uns stand und sich selbst nicht bewusst war, was sie gerade in uns ausgelöst hat.
Nachdem wir uns etwas vom Schock erholt haben, geht es weiter hinunter. Der Abstieg ist einfach ein hartes Stück. Hierbei handelt es sich nicht mehr um eine Wanderung sondern mehr um eine Kletterung. Langsam, aber stetig schaffen wir es zu einer ziemlich flachen Passsage und gehen schnellen Schrittes zurück zum Auto. Gelohnt hat sich das ganze allemal. Unsere Vermutung mit 3,2km nur einen kleinen Spaziergang zu machen war allerdings völlig falsch.
Nach vier Stunden Fahrt erreichen wir den Campingplatz, oder eher geschlossenen Campingplatz. Wir wussten davon vorher, doch im Internet stand, dass man hier auch außerhalb campen dürfte, dann nur nicht die Sanitäranlagen zur Verfügung stünden. Dort angekommen steht aber nichts dergleichen, und wir sind etwas besorgt, da dort offensichtlich auch ein Wohnhaus (glaub ich!?) steht, und wir nicht im Vorgarten eine fremden Person campen wollen. Schon etwas fertig mit den Nerven fahren wir weiter zu einem, naja, ganz guten Campingplatz. Nach einem leckeren Essen geht es mir auch schon besser und die Stimmung hebt sich.
Auch hier werden wir wieder Zeuge der vergleichsweise extremen Verbreitung von Kreditkarten, denn der Campingplatzbesitzer „klopft“ an unser Zelt und im Schlafanzug am Zelteingang bezahle ich mit meiner Kreditkarte. Das Gerät trägt er mit sich herum. Und so geht fast am Polarkreis ein weiterer Tag zu Ende…
Beitrag vom 10.09.2020