Zum ersten Mal Wildcampen

Zum ersten Mal Wildcampen

Wir wachen voller Tatendrang auf, denn heute geht es endlich weiter. Wir möchten zum Nærøyfjord, einem angeblich besonders schönen Fjord, der sogar UNESCO-Weltnaturerbe ist. Auf dem Weg dorthin ist allerdings noch ein kurzer Drohnenflug mit der Acro-Drohne geplant. Dafür habe ich extra den Strom in der Küche unseres Campingplatzes missbraucht und die Akkus geladen. Es ist also alles bereit. Das Zelt ist eingepackt und der Müll entsorgt.

Angekommen an dem Ort, wo die Drohne fliegen soll. Es gibt riesige Felsen, um die man wunderbar herumfliegen kann und etwas weiter entfernt sogar einen Bach, falls ich mich heute etwas mehr trauen sollte.

Nochmal kurz ein paar Einstellungen geändert und einen Akku drauf. Jetzt kann es losgehen. Zum ersten Mal fliege ich mit einer richtigen Kamera an der Drohne und auch wenn man das zusätzliche Gewicht spürt, fliegt sie sich wunderbar. Den Winkel der Kamera hatte ich vorher etwas geändert, damit ich die Perspektiven während des Fluges besser planen kann. Das sollte mir zum Verhängnis werden, denn schon beim allerersten Flug schätze ich den Winkel der Drohne falsch ein, und sie kracht auf den Boden. Naja passiert. Das ist nicht das erste Mal, denke ich. Trotzdem etwas besorgt mache ich mich auf die Suche. Nicht weit von mir liegt sie. Mit einem gebrochenen Arm. Mann! Das war dann wohl der letzte Flug in diesem Urlaub mit der Drohne. Zum Glück aber hat die Kamera nichts abbekommen.

Ich komme etwas geknickt mit der kaputten Drohne zu Benita. Gemeinsam schaffen wir es, den Arm dürftig mit Säge und Klebeband zu reparieren und ich kann noch ein paar Akkus leer fliegen. Der etwas unsicher befestigte Arm verschlechtert die dem den Flug zwar drastisch, trotzdem kann ich ein paar schöne Bilder einfangen und traue mich sogar noch kurz über den Bach.

Mit den Drohnenaufnahmen im Gepäck geht es weiter zum Nærøyfjord. Dort angekommen sieht er dann doch etwas müde aus. Besonders viel sieht man nicht, aber hinter der Kurve muss es doch besser werden oder? Das kann man nur vom Wasser sehen. Wir untersuchen die Fährstation und begutachten den Preis eines sogenannten „Fjord-Cruise“. Ui, das ist viel. Heute also kein Fjord-Cruise. Vielleicht ein Kajak mieten? Naja wir können ja mal gucken, denn unser Campingplatz für heute Abend liegt am Wasser, dort soll man auch Kajaks mieten können. Wir fahren eine recht lange, schmale Strecke dorthin, nur, um niemanden an der Resepsjon vorzufinden. Auch über die beiden Telefonnummern von der Infotafel erreicht man niemanden.

Plötzlich fällt es Benita auf: Bei der Suche nach einem Wildcamping Ort hatten wir einen, nur wenige Kilometer von hier, aufgeschrieben. Wir könnens ja mal probieren. Gesagt getan. Der Platz ist perfekt, bis auf einen alten Einmal-Grill der rumliegt und einer zerborstenen Glühbirne auf dem Boden. Das soll uns nicht stören und wir bauen das Zelt auf.

Während ich koche, findet Benita eine Bewertung in der Wildcamping-App, die behauptet, ein wütender Talbewohner habe den Autor weggejagt. Nun sind wir am überlegen. Bleiben wir hier oder suchen wir uns doch noch einen Campingplatz? Es gibt kein Schild, was sagt, dass Camping verboten sei, und nach norwegischem Gesetz ist das auch erlaubt. Also bleiben wir etwas beunruhigt da.

Das Essen war, abgesehen von den Dosenessen, das schlechteste bisher. Nicht schlecht aber auch nicht beeindruckend. Ich nenne es „Stampf aller Art“, denn es besteht aus matschigen Kartoffeln und ebenso matschigem Broccoli. Eigentlich sollten es Bratkartoffeln werden. Magic Spice regelt.

Früh geht es heute ins Bett. Oder eher ins Zelt. Wir lauschen dauerhaft angestrengt, ob wir jemanden hören, der uns wegjagen will. Der Bach neben uns donnert, und sobald man seinen Kopf dreht, verändert sich das Geräusch. War das ein Auto? Jetzt war es eine Autotür. Aus dem Zelt rausgekrochen. Niemand da. Der Bach lässt uns noch verrückt werden. Jetzt aber hört man es ganz deutlich, und das ist definitiv nicht der Bach. Ein Auto hält direkt neben uns. Etwas beängstigt steige ich aus dem Zelt und glücklicherweise sehe ich nur einen Camper-Van mit deutschem Kennzeichen, der neben uns hält. Ein junger Mann steigt aus dem Transporter aus und wir quatschen noch über das ein oder andere. Er ist mit seiner Freundin unterwegs und wir dürfen sogar einen Blick in den Van werfen. Etwas neidisch, aber beruhigt, dass wir nicht alleine sind, steigen wir wieder zurück ins Zelt.

Ein lang anhaltendes Hupen lässt mich aus dem Bett schießen und ich befürchte das Schlimmste. Bestimmt steht gleich ein Truck vor mir und wir werden weggejagt. Als ich aus dem Zelt rauskomme, sehe ich nur den Van, der neben uns steht, und so schlafe ich noch einige Stunden unruhig…

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